All the World’s a Page
Bücher mal nicht im Regal, sondern im Rahmen. „All the World’s a Page“ ist Weltliteratur für die Wand. Zugegeben, zu entziffern sind die Texte nur mit der Lupe, aber jeder Buchstabe ist da. Große Werke wie Goethes Faust (Teil 1 und 2) oder der Ulysses von James Joyce komplett auf nur einem Blatt im Format 70 x 100 cm. Letzteres wurde natürlich, nicht nur weil eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist, sofort geordert; gleich mit passendem Rahmen.
Genial – Intellektueller Wandschmuck, der Platz spart im Bücherregal
Wie verrückt ist das denn? Faust I und II komplett lesen, ohne einmal umzublättern! Möglich machen das die Designer vom Gestaltungsbüro Blotto Design. Und das folgende skurrrile Video sagt mehr über diese Idee als 1000 Worte.
All The World’s A Page from Blotto on Vimeo.
Es war dieses Video, das mich auf die schönen Literaturposter aufmerksam gemacht hat; und besonders glücklich war ich, als im vergangenen Jahr die Schutzrechte für den „Ulysses“ von Joyce abgelaufen sind. Eines meiner dezidierten Lieblingsbücher gab es kurz darauf nämlich als Poster, weil auch die Macher hinter „All the World’s a Page“ von Anfang an darauf aus waren, diesen Weltroman in ihr Sortiment aufnehmen zu können.
Aber hier rechts abgebildet nicht der Ulysses, sondern ein kleiner Ausschnitt aus „Das Kapital“ von Karl Marx, gesetzt in einer 2.55pt Malaga und gedruckt auf edlem, 150g/qm schwerem Papier. Wichtige Textpassagen mit dem Bleistift zu markieren wird hier zur wahren Herausforderung, aber herumschmieren will man in diesem Kunstwerk ohnehin nicht.
Unabhängig davon, daß jedes der von Karl Marx geschriebenen 200 Tausend Worte zu lesen ist, bietet das Blatt (wie alle anderen Werke der Reihe auch) als Ganzes einen besonderen graphischen Reiz. Gerahmt an der Wand wirkt es von weitem wie ein monochrome Graue Fläche, tritt man näher ergeben sich durch Absätze und eingeschobene Tabellen Strukturen im Grau und dann, ganz nah, löst sich das Grau auf in einen fließenden Text. Jedes Werk hat so, breitet man sie nebeneinander aus, eine eigene, unverwechselbare Signatur, die etwas von den verborgenen Strukturen und Rhythmen des Textes enthüllt.
Besonders gelungen finde ich auch die Idee, Shakespeares „Macbeth“ in tabellarischer Form zu drucken. Meine dringender Tipp ist, sich diese Ein-Seiten-Klassiker unbedingt selbst anzuschauen. Ich wette, jeder, der die Poster einmal gesehen oder in die Hand genommen hat, verfällt ihrem Charme. Auf der Website von „All the World’s a Page“ findet sich neben der Möglichkeit online zu bestellen auch ein Verzeichnis von lokalen Händlern, die diese Poster im Sortiment haben (zumindest in Berlin gibt es da einige). Ein tolles Geschenk für Bücherfreunde. Oder, noch besser, macht es, wie es die Macher von Blotto Design empfehlen:
„Kauf eins für einen Freund, und dann noch zwei für Dich selbst!“ Immer wieder werden neue Werke ins Angebot gehoben, zuletzt waren es die „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Und zu den Bestsellern gehören neben Faust und Ulysses auch noch Moby Dick (engl.), Don Quichotte (span.) oder Krieg und Frieden (russ.). Bei „All the World’s a Page“ findet sich für jeden Literaturgeschmack etwas – garantiert.