Fotos vom Mond – Eine Kamera und ein Bildband
Vor einigen Tagen erzielte eine Kamera von Hasselblad bei einer Auktion in Wien den Rekordpreis von 660.000 Euro und lag damit bei etwa dem dreifachen des Schätzpreises. Das teilte die Galerie WestLicht mit. Es handelt sich um eine der 14 Kameras, die Hasselblad für das Apollo-Programma der NASA entwickelt hatte. Das Modell Lunar Module Pilot war an Bord von Apollo 15 und der Astronaut James Irwin soll damit 299 Fotos gemacht haben. Das Besondere ist, daß diese Kamera die einzige ist, die nach einer erfolgreichen Mission wieder zur Erde zurückgebracht wurde. Alle anderen blieben aus Gründen der Gewichtsersparnis auf em Mond zurück.
Mehr zur Kamera und zur Auktion findet sich in den folgenden Artikeln:
Mond-Hasselblad erzielt 660.000 Euro (faz.net)
Apollo-15-Hasselblad weit über Schätzpreis versteigert (Heise.Foto)
Die Meldungen über die Hasseblad hat mich gleich zum Bücherregal getrieben, um wieder einmal in dem wunderschönen Bildband Full Moon (Hrsg. von Michael Light zu blättern. Ein Buch mit großartigen Bildern der Apollo-Missionen, das ich hier gerne noch einmal vorstellen möchte.
Aufbruch zum Mond – Michael Light zeigt NASA-Fotos in höchster Qualität
(Wiederveröffentlichung eines Artikels von lustauflesen.de aus dem Jahr 2001) Es ist ein wundervolles Gefühl, dieses Buch mit dem festen, extradicken Karton-Einband aufzuschlagen. Das Format ist fast quadratisch, 30 cm Seitenlänge. Und hat man dann die ersten Seiten umgeblättert, ist man sofort gefangen von den Bildern. Dabei ist nicht (alles) wirklich neu, was wir hier sehen. Doch nie haben wir es in einer so hervoragenden Qualität gesehen.
Der Himmel im All ist tiefschwarz, gestochen scharf hebt sich der Mond im Vordergrund ab. Jeder kleine Krater ist zu sehen. So haben die Astronauten unseren Trabanten gesehen. Ein paar Seiten weiter dann große Panoramafotos von der Mondoberfläche. Auch hier ist bis zum Horizont jedes Detail zu erkennen.
In den Jahren 1965 – 1972 haben die Astronauten des Apollo-Programms stets fotografiert. Urlaubsfotos ganz besonderer Art, aufgenommen mit alten großformatigen Kameras der Marke Hasselblad. Über 32.000 Dias und Negative hat die NASA in einem Bunker in Houston eingelagert, genauer gesagt tiefgefroren. Michael Light, Fotograf und Fotokünstler, hat es geschafft, diesen Schatz der NASA noch einmal in Teilen zu heben. 900 Motive hat er ausgewählt und in einem speziellen Verfahren digitalisiert, bearbeitet und großformatig abgezogen. Diese Bilder wandern seitdem durch Ausstellungen, leider überwiegend in den USA. Parallel zur Ausstellung entstand das Buch Full Moon; immerhin können so 129 Bilder (viele von ihnen zum erstenmal) überall und von jedermann ganz in Ruhe genossen werden.
Drei Teile hat Lights Reise zum Mond. Teil eins widmet sich den Startvorbereitungen, dem Start und ersten Erdumrundungen. In Teil zwei verlässt der Leser (genauer gesagt der Betrachter der Bilder) mit den Astronauten die Erde umkreist den Mond und landet schließlich auf der zeklüfteten und mit Kratern übersäten Oberfläche. Auf großen Panoramen aus zusammengesetzten Einzelbildern kann man einen unglaublichen Rundblick genießen. Bild Nr. 67 zum Beispiel ist aus acht Einzelfotos komponiert und hat ausgeklappt eine Breite von 120 cm. Im dritten Teil verlssen wir den Mond und machen uns auf den Rückweg zur Erde. Mit den Astronauten erleben wir die „Landung“ im Atlantik.

Aufbruch zum Mond – Das Jahrhunderereignis in Originalbildern.
Gebunden, 245 Seiten im Format 30 x 30 cm. Mit 57 s/w- und 72 Farbabbildungen.
München: Frederking & Thaler 1999
Antiquarisch bestellen z.B. bei ZVAB.com.
ACHTUNG! Unbedingt nach der Ausgabe von 1999 suchen. Spätere Ausgaben waren zwar günstiger, aber kleiner schlechter gedruckt.
Genussvoll kann jede Seite mit Spannung umgeblättert werden. Kein Text stört diesen digital veredelten Ausflug auf unseren Begleiter im unendlichen Weltall. Alle Erläuterungen finden sich hinten im Buch, jeweils neben einer Verkleinerung der entsprechenden Bilder. Hier hat sich zwar der eine oder andere Fehler eingeschlichen, wie falsch bezeichnete Krater oder Mondformationen, doch das trübt den Genuss dieses Bandes kaum.
Das Archiv-Projekt Full Moon versteht Michael Light nicht als wissenschaftliche Dokumentation oder Ausdruck ungebremster Technikfaszination, sondern er stellt es in die Tradition der großen amerikanischen Landschaftsfotografen wie Anselm Adams oder Carlton Watkins. Ein Aufbruch zu neuen Landschaften. Full Moon zieht jeden Betrachter durch die bislang noch nirgends erreichte Brillianz der Fotos sofort in den Bann.
Einen Einblick in sein Projekt bietet Michael Light auf seiner Website. Zu sehen sind hier ausgewählte Fotos in einer Galerie. Mit der Qualität des gedruckten Werkes freilich können die „Internetbildchen“ nicht mithalten.