Rixdorfer Drucke
Alles begann 1963 in einem Kreuzberger Hinterhof. Der Poet Günter Bruno Fuchs scharte vier Künstler um sich und gründete die Rixdorfer Werkstatt. Schnell waren die Drucke aus ausgedienten Blei- und Holzlettern ein Begriff und beliebt auch bei vielen Dichtern und Schriftstellern. Bis heute verschmelzen die Rixdorfer auf ihren Einzelblättern und Zyklen gekonnt und unverwechselbar Texte und Typogrphie.
Provokant und kritisch – Die Rixdorfer kommentieren die Zeitläufte auf ihre Art
Günter Bruno Fuchs verstarb 1977, aber die Maler Uwe Bremer, Albert Schindehütte, Johannes Vennekamp und der Zeichner Arno Waldschmidt hielten zusammen und machten weiter, auch nachdem die Werkstatt Kreuzberg verließ und im Wendland eine neue Heimat fand. Seit 50 Jahre stricken sie fidel an ihrer eigenen Legende als schrullige Bohemiens und Deutschlands eigenwilligstes Künstlerkollektiv. Und dieses halbe Jahrhundert Rixdorfer Drucke wird nun gebührend gefeiert.
Uwe Bremer / Albert Schindehütte / Johannes Vennekamp / Arno Waldschmidt
Vierfarbig gedruckt auf geglättetem, holzfreiem Designpapier.
Gebunden im Folioformat, 445 Seiten
Berlin: Die andere Bibliothek 2013
In einem prächtigen Folioband aus der Anderen Bibliothek lassen sich nun die – bei allen unterschiedlichen Handschriften der einzelnen Gestalter – stilistisch so unverwechselbaren Arbeiten der Rixdorfer nach Hause tragen. Von Beginn gestalteten sie ihre Projekte mit befreundeten Schriftstellern und Dichtern. Die Namen lesen sich wie ein Who is Who der deutschen Literatur: Peter Bichsel, Nicolas Born, Hans Christoph Buch, F.C. Delius, Rolf Haufs, Ernst Jandl, Sarah Kirsch oder Peter Rühmkorf. Immer waren die Früchte dieser Zusammenarbeit bibliophile Kostbarkeiten, bei Kennern und Sammlern hoch geschätzt und mit Sicherheit wird auch der Sonderband der Anderen Bibliothek wieder ein Sammlerstück.
Zu bewundern ist Wort- und Druckkunst, die sich in den 60er-Jahren noch ganz dem Aufbegehren gegen die Gesellschaft verschrieben hatte. Die Rixdorfer Drucker begannen als Bürgerschrecke und mauserten sie sich über die Jahrzehnte zu zeitkritischen Handwerkern, die bei aller Kunstfertigkeit an der Druckpresse ihre provokanten Wurzeln niemals vollständig vergaßen. Rixdorfer Drücke fallen auf, weil sie mal witzig, mal absurd, mal großspurig und dann auch wieder feinsinnig und leise daherkommen, aber immer unverkennbar Arbeiten der Rixdorfer bleiben. Ihr Arbeitsmaterial mag antiquiert sein, das Resultat ihrer Arbeit ist innovativ. Den von Hand gesetzten Bleibuchstaben und den geschnittenen Holzstöcken sind sie treu gebleiben, bis heute. Eine Künstlergruppe, die 50 Jahre zusammenhält, ist selten, wenn nicht einmalig; wir alle können und sollten sie feiern mit dem Prachtband aus der Anderen Bibliothek.