Die Erstausgabe – Ein ganz besonderes Geschenk
Weihnachten rückt näher und es stellt sich die jährlich=dringende Frage: Was schenken? Ein gutes Buch geht immer und statt eines aktuellen Bestsellers könnte es diesmal doch was altes sein, oder?! Wie wäre es mit einer Erstausgabe vom Lieblingsbuch des Beschenkten. Natürlich ist das etwas kostspieliger als ein aktueller Nachdruck im Taschenbuchformat, aber auch origineller.

Die Tante mag die “Blechtrommel” von Grass, der Bruder “Berlin Alexanderplatz” von Döblin, der Vater Gedichte von Rilke, die Oma alles von Goethe und die Schwester liebt Reiseführer. Dies sind, zugegeben, ganz willkürlich=erdachte Beispiele, aber auf den üblichen Handelsplattforem für antiquarische Bücher findet sich mit Sicherheit für jeden etwas. Beim Geschenk für die Oma freilich könnten finanzielle Obergrenzen schnell gerissen werden, aber alle anderen Verwandten im Beispiel ließen sich sehr wohl in überschaubaren Kostenrahmen beschenken.
Für viele Bücherliebhaber und Sammler haben Erstausgaben einen ganz besonderen Reiz, denn sie stellen den ersten Abdruck des Textes in seiner ursprünglichen Form dar. Von hohem Wert sind Erstausgaben vor allem dann, wenn aufgrund des Erfolgs eines Werkes hohe Nachfolgeauflagen gedruckt wurden und von der ersten Auflage nur noch wenige Exemplare verfügbar sind. Dennoch lohnt es sich, in den Angeboten der Antquariate zu stöbern. Im Internetzeitalter ist der Kauf gebrauchter Bücher sehr transparent geworden: Preise und Angebote aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland lassen sich mit wenigen Klicks überschauen und vergleichen. Preistreiber und Abzocker haben kaum noch Chancen.
Generell versteht man unter einer Erstausgabe die erste Veröffentlichung eines Textes in Buchform. Es gibt einige berühmte Beispiele für Romane, die zunächst in Periodika abgedruckt wurden, bevor sie als Erstausgabe erschienen sind, wie z.B. Kafkas “Die Verwandlung”, die Romane von Charles Dickens oder die Reise- und Abenteuererzählungen von Karl May. In diesen Fällen ist es ein wenig schwieriger die wirklich erste Ausgabe in Buchform zu finden, aber es geht. Je jünger ein Buch, ein Gedicht- oder Bildband ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eine Erstausgabe zu günstigen Konditionen zu ergattern. Bei der Suche nach Titel und/oder Autor einfach das Stichwort »1. Auflage« oder »Erstausgabe« hinzufügen. Es müssen ja nicht gleich die 1. Ausgaben von Joyces Ulysses oder Finnegans Wake sein; ich persönlich hätte die zwar gerne, kann sie aber – falls Exemplare überhaupt im Handel auftauchen – keinesfalls bezahlen. Erstausgaben von Arno Schmidt wiederum – um bei einem meiner Lieblingsautoren zu bleiben – lassen sich zu erschwinglichen Preisen erstehen.
Ich persönlich habe lange Jahre zur Suche nach guten gebrauchten Büchern das Angebot von zvab.com (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher) genutzt und schätzen gelernt. Auch jetzt gilt sie als zuverlässige, sichere Handelsplattform, nur leider ist zvab.com seit einigen Jahren Teil des Amazon-Imperiums. Als »bedenkenfreie« Alternative ohne Provisionen für’s große A. bietet sich antiquariat.de an, betrieben von der Genossenschaft der Internet-Antiquariate.
Abgesehen davon lohnt stets ein Bummel durch heimische Antiquariate, schon wegen des einzigartigen Flairs dieser Geschäfte.
Bescheidenheit und Augenmaß sollten den Einstieg in das Kaufen, Verschenken und Sammeln von Erstauflagen begleiten. Und wer im Laufe der Zeit alte zerfledderte Taschenbücher oder andere lizensierte Nachdrucke durch echte Erstausgaben ersetzt, baut sich schnell eine kleine, ansehnliche Büchersammlung auf, die neben dem ideellen auch einen finanziellen Wert hat. Letzteres aber sollte – wie beim Sammeln von Kunst – niemals den Vorrang bekommen.
P.S.: Wer tiefer einsteigen möchte in das Sammeln, Kaufen und Pflegen alter Bücher, findet im Beitrag zu Geliebte alte Bücher von J. E. Zender vielleicht einige Anregungen.
8. März 2019 @ 12:51
Ich kannte die Seite auch noch nicht, kaufe aber regelmäßig gebrauchte Bücher. Als ich zuletzt auf der Suche nach Gewerbeimmobilien Berlin in die Hauptstadt gefahren bin, habe ich meinen Buch-Vorrat wieder umfassend aufgefüllt 😀
Liebe Grüße
7. Dezember 2018 @ 14:24
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich antiquariat.de noch nicht kannte – und das, obwohl ich bei ZVAB/Abebooks wegen Amazon ein, hm, gewisses Unwohlsein hatte. Danke also für den Hinweis!
8. Dezember 2018 @ 10:08
Es freut mich, dass Dir mein bescheidener Artikel diesen Tipp geben konnt. Probier antiquariat.de einfach mal aus; ich war bislang stets rundum zufrieden. Die Plattform wurde seinerzeit von AntiquarInnen unter anderem begründet, um den steigenden Provisionsforderungen von zvab/Abebooks/Amazon etwas entgegenzusetzen. Dennoch pflegen viele Antiquariate ihre Angebot auf beiden Plattformen ein. Die “Marktmacht” von zvab macht es wohl nötig. Leider. Aber wir Kunden haben es letztlich selbst in der Hand, wo und wie wir kaufen. lg_jochen
6. Dezember 2018 @ 11:54
Lieber Jochen,
das ist eine echt schöne Idee. Ich hab auch schonmal nach Erstausgaben gestöbert. Das hängt echt vom Buch ab, manche sind ja richtig teuer. Ich bin auch auf eine signierte Ausgabe von Balzac gestoßen, aber da muss man richtig tief in die Tasche greifen. Aber für mich selbst bin ich davon dann wieder abgekommen, irgendwie fehlt mir da das Sammler-Gen, das man dafür braucht.
Liebe Grüße
Tobi
6. Dezember 2018 @ 13:09
Danke für die Rückmeldung, Tobi. Mir kann man ja ein gewisses Sammlergen nicht absprechen. Systematisch sammel ich allerdings auch nicht. Aber unabhängig davon, habe ich schon mehrmals die Erfahrung gemacht, dass eine “neuere” Erstausgabe eines Lieblingsbuches (z.B. Kästner-Bücher, Böll-Romane aus der unmittelbaren Nachkriegszeit u.a., aber auch Ecos Rose…) gut ankam als Präsent. lg_jochen