Das Buch – Ein Objekt für Sammler und Liebhaber
Also, ich habe einen Arbeitskollegen, der jedesmal, sobald ich mich als ein Liebhaber und Sammler des guten alten gedruckten Buches zu erkennen gebe, milde lächelt, etwas von toten Bäumen murmelt und von einem nicht mehr zeitgemäßem Leben im digitalen Zeitalter murmelt. Heutzutage, so der Kollege weiter, sei doch der E-Book Reader, das iPad oder der Onlinezugang ausreichend, um alle wichtigen Inhalte zu erreichen. Anders als ich betrachtet er das Buch halt nicht als schönes Objekt, als Produkt von Druck- und Bindekunst, mithin als Produkt altehrwürdiger Handwerkskünste. Doch gerade das ist für mich, der ich mich durchaus als bibliophil veranlagt bezeichnen würde, das Fundament für die Liebe zum Buch. Ein schön gestalteter Band, in mit Bedacht gewählter Schrifttype gesetzt, auf augenfreundlich gefärbten Papier gedruckt, mit schönem Umschlag und solider Bindung (fadengeheftet, nicht geklebt), mit Lesebändchen und farblich passendem Kapitelband … ach, da werde ich schwach; ich kann einfach nicht anders. Meine liebe Ehegattin, die beste der Welt übrigens, versteht und teilt meine Liebe zum Buch und spontan schenkte sie mir kürzlich das hier vorgestellte Werk.
Joachim Elias Zender ist ein leidenschaftlicher und erfahrener Sammler alter Bücher. In seinem Buch nimmt er den Leser mit in Antiquariate und Papiermühlen, zu berühmten Druckern und in Buchbindereien. Für Zender, wie für mich, ist das Buch ein besonderes Kulturguts und er gibt Antworten auf Fragen und praktische Hilfestellung zu vielen Problemen, die einem beim Büchersammeln begegnen können. Fachleute und erfahrene Sammler werden hier freilich wenig neues erfahren, Zender wendet sich eher an Laien und Einsteigern. Doch die werden hier behutsam vorbereitet und angeleitet.
Sammeln, pflegen, schätzen
In Halbleinen gebunden mit geprägtem Titel
138 Seiten
Ostfildern: Thorbecke Verlag 2010
Wie geht man mit dem kostbaren alten Material um? Ist dieses Buch, das vor mir liegt, selten oder gar wertvoll? Wo mag ein Buch gedruckt sein, das als Druckort „Argentoratum“ angibt? Was bedeutet die Druckermarke, das Wasserzeichen, was sind Incipit und Kolophon? Wie lauten die Fachbegriffe für einzelnen Bestandteile von Buchblock und Einband? Wie werden Buchseiten gestaltet, verschiedene Satzspiegel benannt? Zenders reich bebilderte und illustrierte Antworten auf diese und andere Fragen sind nicht nur für Liebhaber alter Bücher interessant, sondern helfen auch beim Umgang mit weniger kostbaren Büchern überhaupt. Wertschätzung, richtige Handhabung und Lagerung haben alle Bücher verdient.
Zenders Buch hat meine Liebe zum Buch als wertvolles Objekt weiter gestärkt. Ein gutes Buch, gut meint hier Inhalt und handwerkliche Gestaltung, in die Hand zu nehmen, es aufzuschlagen, es Seite um Seite zu durchblättern, ist haptisch wie optisch ein Erlebnis. Zender macht Mut, sich auf dieses Erlebnis einzulassen.
Auch wenn es bei mir für eine Bibliothek mit Regalen rundum an allen Wänden und bis hinauf unter die Decke noch nicht gereicht hat (ein Lebenstraum? Vielleicht!), auch wenn meine Bücher in den seltesten Fällen wirklich wertvoll und selten sind (einige Exemplare sind es allerdings), die Liebe zum und das Leben mit Büchern ist für mich essentiell. Ohne Bücher und der beständigen Beschäftigung mit ihnen gibt es keine Lebensqualität. Nicht ohne Grund habe ich als Untertitel für meinen Blog ein Zitat von Cicero gewählt: Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele.
P.S.: Ausnahmen (vom gedruckten Buch), bestätigen die Regel (vom wachsenden Erfolg des eBooks) – siehe hier →.