Klassiker der Physik – Eine Auswahl
Fünf Genies der klassischen Physik und Kosmologie, ausgewählt und vorgestellt von Stephen Hawking. Fünf revolutionäre Werke der Naturwissenschaft, zum ersten Mal in einem Band versammelt. Ein Wissensfundament für jeden, der sich für die historische Entwicklung der Physik und die Erforschung des Universums interessiert. Was hier über 1068 Seiten aufgespannt wird, ist ein naturwissenschaftlicher Bogen der vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts reicht.
Alle hier präsentierten Texte haben eines gemeinsam: sie suchen Antworten auf Fragen, die sich der Mensch seit Jahrtausenden zur Natur des Universums stellt. Existieren allgemein gültige Gesetze für die Natur und die Entwicklung des Weltalls? Liegt dem Geschehen im Kosmos eine Harmonik zugrunde? Hat das Universum ein Zentrum, und wenn ja, wo befindet sich die Erde im Verhältnis zu ihm? Welche Kräfte sorgen dafür, dass sich Planeten bewegen, und was hält sie auf ihren Umlaufbahnen? Sind Zeit und Raum feststehende Größen und kann man sie zuverläßich messen?
Stephen Hawking, selbst einer der bedeutensten Physiker unserer Zeit und Inhaber eines Lehrstuhls in Cambridge, den schon Isaak Newton innehatte, hat diese fünf grundlegenden Standardwerke der Wissenschaftsgeschichte, genauer gesagt deren zentrale Kapitel, ausgewählt und jeweils mit einer kleinen Einleitung versehen. Dabei handelt es sich im wesentlichen um kurze biografische Abrisse, die das Leben dieser Männer schildern und zeigen, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert waren. Ziel dieser Sammlung ist es, zu zeigen, wie sich diese Werke die Naturwissenschaft gegenseitig beeinflussten und Physik und Astronomie aus dem Mittelalter heraus zu dem Weltbild führten, über das wir heute alle (zumindest in Grundzügen) verfügen. Nun schrumpft die Physik in Schul- und Lehrbüchern schnell auf reine Fakten zusammen. Wenig wird vermittelt von den Begleitumständen, die letztlich zu diesem Wissen führten, von den menschlichen Schwächen und Irrtümern, die überwunden werden mussten, von den Widerständen, denen neue Ideen begegneten. Wer das als zweitrangig erachtet, wem die nackten Fakten genügen, dem sei von diesem Buch abgeraten.
Denn es ist mitunter wirklich nur mühsam nachzuvollziehen, wie Kopernikus oder Newton auf Hunderten von Seiten jene Ideen entwickeln, die heute im Schulunterricht zu wenigen Formeln zusammenschrumpfen. Dafür bekommt man aber eine Ahnung davon, wie naturwissenschaftliches Denken vor sich geht. Weniger der geniale Einfall zählt, als vielmehr unbeirrtes, logisches Voranschreiten. So fördert die Lektüre sowohl die Wertschätzung für das wissenschaftliche Ergebnis als auch die Überzeugung, dass selbst Physikgiganten nur mit Wasser kochen. Allerdings ist für die Lektüre dieser Grundlagensammlung eine gewisse physikalische Vorbildung dringend vorauszusetzen. Auch die durchgehend bejahrten Übersetzungen ins Deutsche erleichtern die Lektüre nicht unbedingt.
Mag sein, daß es in erster Linie eine gelungene Verkaufsstrategie ist, Stephen Hawking als Herausgeber auftreten zu lassen. Doch ohne seinen bekannten Namen, wäre dieses Buch in dieser Form mit Sicherheit niemals erschienen. Und die deutsche Ausgabe verdankt der Mitarbeit des Physikers Markus Pössel zusätzliche wertvolle und fachliche Anmerkungen. Michael Springer bemängelte zwar in der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft : „Alles in allem ein seltsames Konvolut: für Wissenschaftshistoriker zu unprofessionell, für Physiker zu umständlich, für allgemein Interessierte zu unübersichtlich.“ Doch mir hat es trotzdem Spaß gemacht, mich in diesem dicken und obendrein sehr schön gedruckten Buch immer wieder aufs neue festzulesen. Diese Buch steigert die Wertschätzung für die Wissenschaft und macht Schluss mit der Ausrede, die entsprechenden Texte lägen nicht in entsprechenden Übersetzungen vor.
Herausgegeben und eingeleitet von Stephen Hawking
Mit Anmerkungen von Markus Pössel
Gebunden, 1068 Seiten
München: Hoffmann & Campe 2005
Leider ist dieser schöne Textband nur noch antiquarisch erhältlich; zum Beispiel bei zvab.com.
(Dieser Artikel wurde erstmals im Dezember 2005 im alten Angebot von lustauflesen.de veröffentlicht.)