Rembrandt – Sein Leben, seine Epoche, seine Kunst
Wenn hundert Menschen nach dem Namen eines berühmten Malers gefragt würden, jede Wette, mindestens 75 nennen Rembrandt, genauer: Rembrandt van Rijn. Die Eckdaten seines Lebens sind schnell aufgezählt: geboren in Leiden am 15.7.1606 gestorben am 4.10.1669 in Amsterdam. Doch was hat den niederländischen Maler in seinen 63 Lebensjahren umgetrieben? Wie sah er sich und seine Zeit? Der englische Kunsthistoriker Simon Schama hat versucht, darauf eine Antwort zu geben.
Dabei verbindet er auf höchst meisterliche Weise Biografie und Kunstgeschichte. „Rembrandts Augen“ ist gleichermaßen eine akribische Spurensuche in Rembrandts Leben und eine detailierte Analyse seiner Werke. Indem Schama Rembrandts Gemälde beschreibt entziffert er eine ganze Epoche. Nicht immer ist das, was er dabei zu Tage fördert, unumstritten – Schama geht ganz bewußt seinen eigenen Weg, bleibt seinem subjektiven Ansatz treu. Für Kunsthistoriker in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse sind Schamas Untersuchungen über den Einfluss von Peter Paul Rubens auf Rembrandt und die Umstände, unter denen sich später die Lösung von diesem Einfluß vollzog.

Aus dem Englischen übersetzt von Bettina Blumenberg
Gebunden, 744 Seiten mit zahlr. farb. Abbildungen
Berlin: Siedler 2000
In und durch Rembrandts Augen soll der Leser schauen. Vor allem die vielen Selbstporträts des Malers werden dazu herangezogen; in ihnen sind Rembrandts Aufstieg zu Wohlstand und Anerkennung ebenso ablesbar wie sein gestiegenes Selbstbewußtsein – Schama schaut genau hin; auf Haltung, Kleidung, Gesichtsausdruck und auf die Augen gewissermaßen als Spiegel der Seele.
„Schama hat ein Buch geschrieben wie ein Roman: es analysiert Rembrandts Bilder genau und läßt uns in die Welt durch Rembrandts Augen sehen.“ (New York Times)
Breit, in fast enzyklopädischer Besessenheit wird der Leser durch die Bilder in die Welt Rembrandts entführt: Figuren und Gedankenentwürfe werden erläutert, aber auch Geräusche und Gerüche des siebzehnten Jahrhunderts transportiert und natürlich politische Strömungen; zum Beispiel der Krieg der protestantischen Niederlande gegen das katholische Spanien oder der extreme Calvinismus in Rembrandts Geburtsstadt Leiden.
Schama zeigt auch, welche Schlüsselrolle die geliebte Ehefrau Saskia und nach ihrem Tod die Geliebte Hendrijke van Stoffels einnahm. Letztere war es auch, die nach Rembrandts selbstverschuldetem Bankrott im Jahre 1656 mit einem Kunsthandel versuchte, zumindest für ein Mindestmaß an ökonomischer Sicherheit zu sorgen. Künstlerisch beschritt Rembrandt da schon lange einen Weg, der ihn weit entfernt hatte von den Intentionen und Repräsentationswünschen seiner Kundschaft aus dem niederländischen Bürgertum.
(Dieser Artikel wurde erstmals im Oktober 2000 im alten Angebot von lustauflesen.de veröffentlicht.)