Mein erstes Mal – So geht’s zu beim #bookupDE
Bücher lesen, bloggen, twittern, den Status bei Facebook aktualisieren, die Blogs der Anderen durchforsten. Alles einsame Tätigkeiten, wenn auch schöne; denn schließlich dreht sich dabei alles um die „Lust auf Lesen“ und die ist sehr schön.
Noch schöner aber ist es, Aug in Aug mit Gleichgesinnten über Bücher zu diskutieren. Genau darum geht es beim #bookupDE, so hörte ich und erlebte gestern Abend neugierig und anfangs noch (leicht) schüchtern meine Premiere. Eingeladen hatten Dorothea Martin und die wundervolle Buchhandlung Ocelot in der Brunnenstraße, Berlin Mitte. Charmante Gastgeberin war hier die Buchhändlerin Maria-Christina Piwowarski, die auch hinter den kreativen Postings auf der Ocelot-Facebookseite steckt. Es gab kühle Getränke, leckere Häppchen, spannende Bücher, interessante Diskussionen und, das wichtigste überhaupt, Begegnungen mit sehr netten Menschen. #bookupDE Find ich gut!
Das Warmup des Abends bestritt Simone Finkenwirth, Buchhändlerin und als „Klappentexterin“ Mitglied im Buchblogverbund „We read indie“. Die kleinen, unabhängigen Verlage und deren mit viel Liebe und Herzblut produzierten Bücher stehen dort im Mittelpunkt. Ocelot, not just another bookstore, kooperiert mit „We read indie“, in der Berliner Brunnenstraße haben die unabhängigen Verlage also ihren festen Platz. In anderen Buchhandlungen dagegen haben sie oft einen schweren Stand, denn sich gegen die Großverlage und -konzerne mit ihrer geballten PR-Power durchzusetzen ist nicht ganz leicht.
Simone hat deshalb mit einer kleinen Bücherauswahl demonstriert, was dem Leser entgeht, wenn er die Indie-Verlage übersieht oder links liegen läßt. Einige Titel und Autoren waren mir schon bekannte, andere hebelte Simone mit Verve und großer Begeisterung auf meine Wunschliste. Die Befürchtung, dass mein erstes #bookupDE ein teurer Abend werden könnte, wurde wahr!
Bookups können nicht nur teuer sein, sondern auch unberechenbar, das lernte ich als nächstes. Mit dem kurzen Wortwechsel „Kann ich das mal aufmachen, um zu zeigen wie schon die Gestaltung innen ist?“ – „Ja, reiß sie alle auf!“ begann ad hoc eine leidenschaftliche Diskussion darüber, wieviel Schutzfolie der Verleger, der Buchändler, der Leser verträgt. Plastik als Umweltbombe hier, als Schutz für das wertvolle Kulturgut Buch dort. Verleger möchten und müssen ihre Ware vor Transport- und Lagerschäden schützen, damit sie im Handel und letztlich beim Leser so ankommen wie sie geplant wurden, nämlich als schön gestaltetes Objekt, das man obendrein noch lesen kann (oder umgekehrt, als lesenswerter Inhalt, der schön verpackt ist). Für Buchhändler wiederum ist ohne Folie vor allem das Remittieren schwierig bis unmöglich und Remittieren ist unausweichlicher Teil des Geschäfts; Buchhändler sind nicht nur Buchliebhaber, sondern auch Geschäftsleute, die kalkulieren müssen. Der Leser, quasi am Ende der Kette, möchte frische Bücher, jungfräulich und rein (um es etwas anzüglich-lüstern zu formulieren); ich bekenne, dass ich keine angegrabbelten und angelesenen Bücher kaufen möchte, greife deshalb immer zum eingeschweißten Exemplar, wenn vorhanden.
Weil die Foliendiskussion naturgemäß kein eindeutiges, für alle Beteiligten akzeptables Fazit finden konnte, wurde das Gespräch spontan um das Thema Behandlung von Büchern im allgemeinen erweiterte. Schutzumschlag ab oder nicht, Lesebändchen glatt halten oder knuffeln, Lagerung, Wertschätzung und und und… Wenn Buchliebhaber unter sich sind, kommen sie schnell von „Höcksken auf Stöcksken“, wie der Westfale sagt. Simone, übrigens, hat ihre Buchempfehlungen dann im kleineren Kreis oder im Vieraugengespräch weitergeführt, unerschütterlich. Dabei überzeugte sich mich (auch endgültig) von Nino Haratischwilis Das achte Leben (für Brilka). Ehrlich, das Buch hatte ich bereits vorher auf dem Radar, aber mir waren bislang der Medienhype und die allfältigen Lobeshymnen etwas suspekt. Nun habe ich es doch gekauft und freue mich schon auf die Lektüre, aber zuerst darf „die liebste und beste Ehefrau der Welt“ die gut 1.200 Seiten wegschmökern. (Hier ein Bericht von der offiziellen Buchpremiere in Frankfurt/M.)
Eifrig zu Twittern oder über Facebook Mitteilungen zu verschicken, was ursächlich ein BookUp (analog zum schon bekannteren TweetUp) ausmachen soll, funktioniert übrigens nicht wirklich. Soll ich twittern oder mich in angenehme, anregende Gespräche vertiefen, soll ich auf Facebook posten oder lieber neue Bücher anlesen? Sehr ambivalent, das ganze. Nun ja, wenn jeder der Anwesenden zwei oder drei Nachrichten rausschickt in die virtuelle Welt, dann kommen da schon einige zusammen und anschließend, nach den „Pflicht-Tweets“, widmen wir uns alle wieder den Büchern und den Buchmenschen im realen Raum.
Das BookUp bei ocelot, not just another bookstore, war mit Sicherheit nicht mein letztes. Das nächste steht schon im Kalender: am 20. November findet in Berlin erstmals ein #bookupDE bei einem Verlag statt. Das wilde Dutzend hat einen Tag vor der offiziellen Buchpremiere zum Sneak Peak mit Künstler Jens Maria Weber eingeladen. Ich bin dabei, wenn nichts dazwischen kommt.
Noch mehr Infos bei Facebookgruppe bookupDE oder unter dem Hashtag #bookupDE bei Twitter.