The Circle – Dave Eggers
Ein bißchen Google, etwas Facebook, ein Schuss Apple und viel Orwellsches 1984; Dave Eggers Roman The Circle wurde nach seinem Erscheinen in den USA als grandiose Gesellschaftutopie gefeiert, als realistische Vision einer nahen Zukunft. Ich habe mir das Buch Anfang des Jahres in der Originalausgabe zugelegt und gelesen.
Jetzt erscheint The Circle auf deutsch, und ich war fest entschlossen, Eggers Roman nun einen Beitrag zu widmen; doch heute sind mir andere zuvorgekommen; in der aktuellen Ausgabe der ZEIT widmen sich vier Autoren dem Buch und haben genau das geschrieben, was ich hätte schreiben wollen; allen voran Ijoma Mangold.
Nein, es ist kein gutes Buch. Der Circle ist sogar ein in besonders offensichtlicher Weise schlechter Roman. Er erfüllt bilderbuchmäßig die klassischen Kriterien für schlechte Romane: eine banale Sprache ohne ästhetischen Mehrwert, Vorhersehbarkeit der Handlung, klischeehafte Schwarz-Weiß-Kontraste von Gut und Böse, Dialoge, die didaktisch so aufgebaut sind wie ein Besinnungsaufsatz, und Figuren als Meinungsträger, reine Pappkameraden, die alles, was der Leser sich denken soll, für die Doofen noch mal extra sagen.
Ijoma Mangold, Die Zeit (Nr. 33/2014)
Akribisch listet Mangold weitere Kriterien auf, die nachvollziehbar gegen Eggers Roman sprechen. Sein Fazit: es ist ein schlechtes Buch. Und das unterschreibe ich schwungvoll und mit Nachdruck.
Es lohnt sich, das online nachzulesen:
Ich selbst spare mir an dieser Stelle einen langen eigenen Artikel, in dem ich doch nur mit anderen Worten wiederholen könnte, was dort bereits gesagt wurde.
Mein ganz persönliches Kurz-Fazit nach der Lektüre von The Circle lautet: Eggers hat sich ein aktuelles und mit Sicherheit hochbrisantes Thema gegriffen, doch aus der guten Idee einfach zu wenig gemacht. Die Fundamente des Plots sind viel zu dünn gegossen und der Handlung geht spätestens zur Hälfte die Luft aus; die Figuren sind lieblos gezeichnet und agieren wie Marionetten an dicken Fäden. Das ganze wird zunehmend unglaubwürdig, durchsichtig, fade und, sorry, ich muss es so deutlich sagen, stinklangweilig.
Die Diskussion um multinationale Konzerne, die unsere Daten sammeln, verknüpfen und formen, um schließlich damit nur das große Geschäft zu machen, die Diskussion über totale Überwachung und Kontrolle hat Eggers nicht wirklich bereichert mit diesem Roman. Schade.
Trotzdem interessiert?
Aus dem amerik. Englisch von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.
Gebunden, 500 Seiten
Köln: Kiepenheuer & Witsch 2014
