Der Bleiche König – David Foster Wallace zum letzten
Da hat er sich ganz heimlich unterhalb meiner Wahrnehmungsschwelle in die Buchhandlungen geschlichen; der letzte – Fragment gebliebene – Roman von David Foster Wallace ist der deutschen Übersetzung erhältlich. Jetzt lass ich (erst einmal) alle anderen Bücher stehen und liegen, denn Wallace thront (spätestens) seit seinem umwerfenden Großroman Unendlicher Spaß (1996, deutsche Übers. 2009) in meinem privaten Literaten-Olymp auf einem der obersten Ränge. In den USA kam The Pale King drei Jahre nach Wallace’ Tod (12. September 2008) auf den Markt und avancierte, wie nicht anders zu erwarten, sofort zum gefeierten Bestseller. Ich habe ihn im Original angelesen; doch leider, ich muss (wie schon bei Infinite Jest) gestehen: meine Englischkenntnisse sind für Wallace-Texte hoffnungslos unzureichend. Nun also ist die (nicht nur von mir) lang ersehnte Übersetzung von Ulrich Blumenbach da, der für seine Arbeit an Unendlicher Spaß hoch gelobt und mehrfach ausgezeichnet wurde.
Entgegen meiner sonst üblichen Prinzipien und aus Ermangelung erster Eindrücke eigener Lektüre soll hier zunächst nur die Verlagsankündigung zitiert werden:
In seinem letzten, posthum erschienenen Roman vollbringt David Foster Wallace das Kunststück, auf gar nicht langweilige Weise über den langweiligsten Arbeitsplatz der Welt zu schreiben: die amerikanische Steuerbehörde.
Mit der ihm eigenen sprachlichen Brillanz nähert sich David Foster Wallace in diesem nachgelassenen Roman seinem Thema: Was macht strukturelle Langeweile aus einem Menschen? Als Claude Sylvanshine nach Peoria in Illinois an die IRS, die amerikanische Bundessteuerbehörde, versetzt wird, trifft er dort auf Kollegen, die mit der tagtäglichen, unüberwindbaren Monotonie ihrer Arbeit und somit ihres Lebens kämpfen. Welche Lebensgeschichten führten dazu, dass jemand mehr oder weniger freiwillig einen solchen Beruf ergreift?
(Quelle: Verlag Kiepenheuer & Witsch zu ‚Der Bleiche König‘ von Davis Foster Wallace)
Ich bin sehr gespannt, ob dieses aus dem Nachlaß veröffentlichte Romanfragment noch einmal die unvergleichliche Wallace’sche Sprachkraft zu transportieren vermag. Denn ein abgeschlossenes, von Wallace durchkomponiertes Werk ist es im eigentlichen Sinne nicht.
Aus dem Amerikanischen von Ulrich Blumenbach
Gebunden, 640 Seiten
Köln: Kiepenheuer & Witsch 2013
Der Herausgeber Michael Pietsch hat aus einer Vielzahl von Zetteln, fertigen und abgebrochenen Kapitelentwürfen, Fragmenten, möglichen Plot Lines und Notizen einen Roman montiert, wie ihn David Foster Wallace vielleicht konzipiert und geschrieben hätte. Ich werde berichten, was mir beim Lesen ge- und auffällt.
P.S.: Eine Leseprobe ist hier verfügbar. Und der Verlag hat – wie damals bei Unendlicher Spaß – einen Social Reading Blog eingerichtet.