Ein Blick zurück ohne Zorn – 15 Jahre »lustauflesen.de«
Kaum zu glauben. Es ist bereits 15 Jahre her, dass lustauflesen.de begonnen hat, das World Wide Web zu füllen. In den ersten Julitagen des Jahres 2001 fiel der Startschuss. Die Anfänge waren höchst bescheiden. Seitdem ist viel passiert. Über die wundervolle Wayback Machine läßt sich einiges aus den Tiefen der Vergangenheit an die Oberfläche holen. »You know: The Internet never forgets!« Einige Screenshots habe ich ausgewählt, am Ende der Seite habe ich Euch die Zeitmaschine für weitere Ausflüge bereit gestellt.
Step 1: From Coding to Criticism
2001, die Älteren unter uns werden bedächtig nicken, war das Internet tatsächlich noch Neuland und eine eigene Webseite zu besitzen und zu betreiben ein echtes Abenteuer. lustauflesen.de verdankt seine Existenz meiner Neugier auf HTML. Ich wollte lernen, mit der Auszeichnungssprache Seiten zu gestalten. Dazu brauchte es natürlich ein Gefäß, denn HTML-Dokumente ohne Inhalt sind zopflos. Schnell stand fest: »Irgendwas mit Büchern, da kenne ich mich halbwegs aus und es macht mir Spaß.« Am Ende eines spontanen Brain Stormings und einer Umfrage unter Arbeitskollegen stand der Domainname lustauflesen fest und wurde registriert. Ein Webhosting-Paket war schnell gebucht (mit einem unvorstellbar großen Webspeicher von 150 Megabyte!). Bald standen nach kurzer, intensiver Lernphase die ersten Seiten im Netz. So etwa sah das aus.
Die erste Besprechung schrieb ich zu Die Nachrichten von Alexander Osang. Ein Roman über die Medien, die Stasi und die Fallstricke der jüngeren deutsch-deutschen Vergangenheit.
Für Fachleute: Nicht nur von mir wurde zu jener Zeit HTML missbraucht und verbogen. Vor allem die Funktionen zur Auszeichnung von Tabellen wurden genutzt, um Seiten graphisch zu gestalten; heraus kam das, was Laien wie ich damals unter graphischer Gestaltung verstanden. Dennoch: wie groß war der Stolz, als der Counter, die ersten Zugriffe von aussen auf die Seite verzeichnete. Sogar Geld verdienen konnte ich mit meinem »Geschreibsel«. Anfangs spülte das Affiliateprogramm von bol.de Provisionen in die Kasse, später dann amazon.de. Damals galt das (merheitlich) noch nicht als »böse und verdammenswert«. Dazu unten mehr.
lustauflesen.de lief; und In den ersten Jahren, widmete ich meine Aufmerksamkeit weniger den Inhalten, als vielmehr der Form. Die beherrschten Techniken wurden komplexer (CSS, PHP, Java Script: alles im bescheidenen Hobbyisten-Rahmen, versteht sich) und die Seiten im halbjährigen Rhythmus umgeschminkt. Irgendwann wechselten sie die Grundfarben von blau/weiß zu braun/beige.
Die Jahre zogen ins Land. Einiges blieb, manches änderte sich. Rückblickend wirkt vieles auf mich unfreiwillig sehr komisch. Über den kunterbunten Themenmix, die fehlende inhaltliche Ausrichtung und textliche Entgleisungen breite ich hier selbst=gnädig den Mantel des Schweigens.
Step 2: Lange Phasen des Winter- und Sommerschlafes
Ich muss gestehn, obwohl das eher gegen mich spricht,
Geduld und Ausdauer liegen mir nicht!
(frei nach Ulrich Roski)
lustauflesen.de erlebte zwei, drei, dreieinhalb Jahre Enthusiamus und Eifer. Die Zugriffszahlen stiegen. Die Seiten wurden komplexer und sahen immer besser aus. Doch dann kam der erste Winterschlaf und der Schreib-Bär legte sich auf die faule Haut, auch im Sommer. Monatelang passierte auf lustauflesen.de nichts. Mitunter verstrich sogar ein ganzes Jahr, bis ich mich zu neuen Artikeln aufraffen konnte. Erst das Jahr 2013 brachte einen neuen Motivationsschub. lustauflesen.de wurde umgestellt auf WordPress.
Der Fokus lag nun endlich wieder auf dem Verfassen der Artikel, den Content zu managen übernahm die Software. Um Linkstrukturen, Archive, Suchfunktionen etc. musste ich mich nicht mehr kümmern. Sehr angenehm.
Step 3: Noch ein Jubiläum – lustauflesen.de 2.0
Im Juli 2014 habe ich schließlich auch meine Vorbehalte gegenüber Facebook & Co. über Bord geworfen. Die Vernetzung in den Sozialen Medien sorgte für einen großartigen Schub. Nicht nur das Interesse und die Zugriffszahlen stiegen, sondern auch der Bekanntenkreis der Menschen, die mit der gleichen Begeisterung über Bücher und Literatur schrieben und diskutierten. Auf der Leipziger Buchmesse 2015 wurden aus virtuellen Kontakten reale Bekanntschaften und Freundschaften. Weitere Buchmessen sollten folgen, auf denen ich nicht ziellos als einfacher Besucher herumstromerte, sondern dank eines prall gefüllten Terminkalenders VerlegerInnen, AutorInnen und viele, viele nette Buchmenschen kennenlernen durfte.
Inzwischen bin ich sehr dankbar und glücklich über 2.000 Fans meiner FB-Seite, gut 900 Follower bei Twitter und etwa 300 Abonnenten bei WordPress.com. Danke für die Treue, die Kommentare und Diskussionen und danke für Eure Neugier auf das, was ich zu berichten habe. Hinzu kommen viele Besucher (bei weitem der Großteil), die über Suchmaschinen zu lustauflesen.de finden.
Nun freue ich mich (wie Bolle) auf die nächsten 15 Jahre mit Euch.
Ach ja, das mit Amazon hat sich dann auch irgendwann erledigt. Am 17. Juli 2014 erschien der Artikel: Ist Amazon böse? – Einige Gedanken und eine Entscheidung. Was ich damals schrieb, gilt heute noch. Punkt.