Ein letzter Blick zurück, bevor es weitergeht nach vorne
Schon traditionell werfe ich im ersten Blogbeitrag des Jahres einen kurzen Blick zurück auf die Webstatistiken des vergangenen. Sicher nicht nur für mich ist überraschend, welche Beiträge auf »lustauflesen.de« besonders häufig und ausgiebig gelesen wurden.
Abgehakt & einsortiert – Die Bilanz meines (Lese)Jahres 2016
In einer Bild- und Textgalerie habe ich 10 Titel zusammengestellt, die mich im abgelaufenen Jahr überrascht und angesprochen haben. Die Auswahl erfolgte ohne den geringsten Anspruch auf Objektivität und ohne Rücksicht auf großfeuilletonistische Trends und Strömungen.
»My life? : A tablet full of snapshots!« – Arno Schmidt. Eine Bildbiographie
Der prachtvolle Band im Großformat ist das bislang umfangreichste biographische Projekt zu Arno Schmidt. Materiell, sozial und psychologisch wird hier eine einzigartige und in der deutschen Nachkriegsliteratur beispiellose Schriftstellerexistenz durchleuchtet und erhellt.
William’s World – Die Welt mit Shakespeares Augen sehen
Lesen, was er las, sehen, was er sah, und viel über ihn und seine Zeit erfahren. Erstmals hat der akribische Quellenforscher Günter Jürgensmeier alle Quellen, aus denen der Barde von Stratford schöpfte, in einem Band in deutscher Sprache versammelt. Prachtvoll und lehrreich.
Die Apokalypse – Ein Interview mit dem Übersetzer und Philologen Kurt Steinmann
Die »Apokalypse«, das letzte Buch der Bibel, ist rätselhaft und erzählt vom Ende der Welt. Der altgriechische Text der Antike ist seiner visionären Wucht und Brutalität immer noch mitreißend und packend. Ein Gespräch mit Kurt Steinmann, der die »Apokalypse« neu übertragen hat.
Die Macht der Literatur und der Zauber des Lesens – Eine Anthologie
Ausnahmsweise kündige ich hier ein Buch an, das erst im Mai 2017 erscheinen wird. Ich fühle mich geehrt und bin ein wenig stolz, in der von Sandro Abbate herausgegebenen Anthologie »Warum ich lese. 40 Liebeserklärungen an die Literatur« dabei zu sein.
Trauma ist Verlust – »Eine Handvoll Sekunden« von Peter Verhelst
Ausgehend vom Trauma eines Autounfalls tastet sich Peter Verhelst in diesem Episodenroman vor in die Welt literarischer Möglichkeiten und Wahrheiten. Trauma ist Verlust. Es geht darum, die zersplitterte Realität wieder neu zusammenzusetzen.
Zarter Strich und harte Realität – »Foc/Feuer« von Sebastian Rether
Sebastian Rether zeichnet die Erinnerungen eines Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Es sind die Erinnerungen seines Großvaters. »Foc/Feuer« erzählt dabei keine durchgehende Geschichte, sondern skizziert in kurzen und drastischen Szenen das Leben an und hinter der Front.
Zehn besondere Indiebooks – Ein Urteil des BGH und die Folgen
Ein Gerichtsurteil erschüttert die Verlagswelt. Die VG-Wort fordert zu unrecht ausgeschüttete Gelder zurück. Das ist juristisch korrekt und unangreifbar, aber bringt vor allem viele unabhängige Verlage in finanzielle Nöte. Doch gerade diese Verlage sind das Salz in der Suppe unserer Medienlandschaft. #wereadindie, einige persönliche Empfehlungen.
Wie das so ist – »Schlachthof 5« von Kurt Vonnegut
Vonneguts Roman klemmt sich quer gegen die Mechanismen der Literatur, es kracht und quietscht im Getriebe. Gregor Hens hat diesen tragisch-grotesken Antikriegsklassiker und ironisch-lakonischen Gesellschaftsroman, dieses Meisterwerk der psychedelisch-postmodernen Literatur neu übersetzt.
Harter Alltag unter weitem Himmel – Virtuose Stories von Callan Wink
Diese »Stories« zeigen das ungeschminkte Antlitz des Lebens, das, was wir gerne übersehen oder vor dem wir uns aus Angst abwenden. Callan Wink erzählt direkt, hart und schnörkellos, zeigt Aussenseiter, Verlierer und Menschen, die ihre Träume verloren haben, aber weiterleben. Weil es keine Alternative zum Weiterleben gibt.
Gurken, Zeitblasen und Relativität
Ein Gespräch mit John Wray über seinen aberwitzigen Roman »Das Geheimnis der verlorenen Zeit«. Das Buch ist Jahrhundertpanorama auf zwei Kontinenten, Familiensaga, Science Fiction, psychologischer Roman und ein Trip in die vierte Dimension; atemberaubend schnell und witzig.
Kind sein im Kanzlerbungalow – »Raumpatrouille« von Matthias Brandt
Der Schauspieler Matthias Brandt legt mit »Raumpatrouille« autobiographische Geschichten vor. Er kann schreiben und legt in seine Kindheitserinnerungen sehr viel Wahrhaftigkeit. Diese gelungenen Erzählungen sind auch jenseits des Kanzlerbungalows gültig.
»Viel gelesen haben wir ja nicht« – Das war meine Frankfurter Buchmesse 2016
Viele Bilder und ein launiges Fazit nach einer Woche Frankfurter Buchmesse. Mit orangenen Socken, vielen Küsschen und Umarmungen, super-netten Menschen, dem Blogbuster-Preis, Bloggerrunden, belgischen Fritten, Bullshit-Bingo und vielem anderen mehr.
Wenn der Kopf platzt und die Welt in Trümmern liegt
Eine manisch-depressive Erkrankung als literarische Sensation. Ist das Voyeurismus oder wahrhaftiges Interesse? Fakt ist, mit »Die Welt im Rücken« hat Thomas Melle ein Buch geschrieben, das in der Öffentlichkeit steht und diskutiert wird. Ich habe mich mit Sophie Weigand (»literaturen«) über Melles Text ausgetauscht.
Like a Rolling Stone – Der Nobelpreis für Literatur 2016 geht an Bob Dylan
Die Schwedische Akademie spring über ihren Schatten. Jahrelang war Bob Dylan hochgehandelter Kandidat, nun bekommt er den Nobelpreis für Literatur 2016. Die Akademie würdigt damit seine »poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Gesangstradition« und seinen »tiefgreifenden Einfluss auf die zeitgenössische Musik«.
Schneidermann ist der Jude der Musik und die Musik ist der Jude der Kunst – Sagt Schneidermann
Joshua Cohen hat mit »Solo für Schneidermann« ein grandioses Meisterwerk vorgelegt und Ulrich Blumenbach hat es meisterhaft ins Deutsche übertragen. Ein aberwitziger und bitterböser Abgesang auf unsere Kultur, eine Wutrede auf den Untergang der Kunst, ein Kaddish für die Menschlichkeit.
Ihr langweilt mich (fast) alle – Ein kleine Motzerei als »Befreiung« vom Buchpreis
Viel Midlife Crisis, Larmoyanz, Sehnsucht und bemühte Selbstfindung dominieren die Longlist zum Buchpreis. Das hat mich (fast alles) gelangweilt. Hier eine persönliche Einschätzung als kleine Wutrede. Eine subjektive Momentaufnahme, keine objektive Analyse. Darauf weise ausdrücklich hin.
Blogbuster 2017 – Wo versteckt sich das Manuskript zum besten Newcomer-Roman?
Der Startschuss ist gefallen. »Blogbuster 2017«. Hier die ersten Informationen zu einem neuen Literaturwettbewerb. Literaturbloggerinnen und -blogger gehen auf die Suche nach einem neuen Talent. In welcher Schublade ist das ultimative Romanmanuskript vergraben? Wo steckt der unerkannte Bestseller?
merk=würdig (XII) – »Punkt und Linie zu Fläche«: Die legendären Bauhausbücher
Die legendären Bauhausbücher aus dem Albert Langen Verlag sind rar und werden antiquarisch hoch gehandelt. In den 20er Jahren haben große Künstler und Lehrmeister am Bauhaus in diesen Heften ihre Principia Aethetica dargelegt. Einige dieser Bücher sind kostenlos zum Download verfügbar. In der losen Artikelreihe merk=würdig stelle ich sie vor.
O, schwöre nicht beim Mond, dem Wandelbaren – Ein Lunarium von Joachim Kalka
Er ist der Himmelskörper, der uns am nächsten steht, der Mond. Projektionsfläche für Sehnsüchte und Ängste, lockend und gehimnisvoll, ein wandelbares Wesen. In Literatur und Kulturgeschichte hat der Mond viele Spuren gezogen. Joachim Kalka geht ihnen in seinem wundervollen Essay nach.