Rasenballsport in Frankreich – Mit Roland Barthes in der Halbzeitpause auf den Turm
Der Eiffelturm ist Symbol und Zeichen, steht für Paris und Frankreich wie kaum ein anderes Bauwerk. Auch während der Fußball-EM bedienen sich alle seiner Leuchtkraft. Warum also nicht in der Halbzeitpause das 1.000 Fuß hohe Monument aus Eisen besteigen; mit Roland Barthes als Begleiter.
Aus langer Kriegsgefangenschaft zurück – »Durchbruch bei Stalingrad« von Heinrich Gerlach
Ein schonungsloses und brutales Dokument. Heinrich Gerlach hat 1942 im Kessel von Stalingrad gekämpft und überlebt. In seinem Roman schreibt er sich das Trauma von der Seele. Er zeigt Menschen ohne Halt. Tot und Gewalt werden zum Selbstzweck.
Frohburg lesen (2) – Von der Kraft des Erzählens
Der zweite Beitrag zu »Frohburg«, dem Opus Magnum von Guntram Vesper. In diesem Leseprotokoll blicke ich auf Vespers Haltung beim Erzählen. Erinnerungsstrom und mündliche Überlieferung sind Fundament und Kapital des Romans.
Vom Ferrante-Fieber, schnabelnden Büchern und einem theatralischen Vorabend – #eintagbeisuhrkamp
Anregende Gespräche und spannende Ausblicke auf das Herbstprogramm hat ein Tag bei Suhrkamp geliefert, zu dem der Verlag 15 Literatur- und Buchblogger geladen hatte. Jenseits von reinem Marketing-Geklingel fand ein reger Austausch über gute Literatur und schöne Bücher statt.
Von der trügerischen Ruhe vor der Explosion – »Die Gehörlosen« von Rodrigo Rey Rosa
Die Figuren in diesem Polithriller bewegen sich auf einer glatten Oberfläche, unter der es kocht und brodelt. Wenig ist so wie es scheint bei diesem Tanz auf dem Vulkan. Nach aussen wirkt Guatemala ruhig, doch im Inneren droht die Überhitzung, die Eruption. Ein heißes Thema, kühl erzählt.
merk=würdig (VIII) – »Rummelplatz« von Werner Bräunig liegt in der Mitte von »Frohburg«
In der Mitte von »Frohburg« führt mich Guntram Vesper über die Wismut zurück zu »Rummelplatz« von Werner Bräunig. Sein realitätsnaher Roman wurde 1965 in der DDR verboten, blieb Fragment und erschien erstmals 2007. Aus der losen Reihe »merk=würdig«.
Gefühl und Verstand steigen in die Achterbahn – Wie und warum ich lese
Kürzlich richtete Sandro vom Blog »Novelero« über Facebook eine Frage an mich und einige andere. Wie lest Ihr? Die auf den ersten Blick sehr simple Frage entpuppte sich als äußerst vertrackt. Hier nun mein Versuch einer Antwort.
Knallharter Kiez – Der Wedding zwischen Späti und Fight Night
Hier kommt mal ein Berlinroman ganz ohne Bionade-Biedermeier, ohne Mitte-Chic und ohne Prenzlauerberg-Befindlichkeiten. »Großer Bruder Zorn« von Johannes Ehrmann ist Wedding pur, ist Berlin von unten. Eine mit Ironie und Humor gewürzte Milieustudie aus einem zerrissenem Kiez mit liebenswerten Typen.
Goethes »Clavigo« & Tschernobyl – Ein persönlicher Rückblick
Am 30. Jahrestag erinnere ich mich an die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Nur einen Monat nach dem Supergau spielten Kommilitonen und ich Theater in Vladimir, damals noch UdSSR. Es sind sehr gemischte Gefühle, die sich beim Rückblick auf diesen Auftritt und diese Reise einstellen.
merk=würdig (VII) – Shakespeare & Wieland (… und einige andere)
Diesen Beitrag in der losen Reihe »merk=würdig« widme ich dem »Theatralischen Werk« William Shakespeares in der Übersetzung von Christoph Martin Wieland (1733 – 1813). Er war einer der ersten, der Anlauf nahm Shakespeare möglichst vollständig in die deutsche Sprache zu holen.
»Die taubengrauen Schwestern« – Charlotte Brontë zum 200. Geburtstag
Diese biographische Skizze Charlotte Brontës und ihrer Geschwister begibt sich zu den Wurzeln ihres literarischen Schreibens. »Angria & Gondal« war ein langes und intensives Gedankenspiel, das die Kinder in der Einsamkeit des Pfarrhauses von Haworth entwickelten. Es war Flucht vor und Verabeitung der Realität.
Das Antlitz der Liebe – Shūsaku Endō beschreibt die Krise des Glaubens
Zwei portugiesische Mönche betreten im 17. Jahrhundert heimlich Japan. Ihre Mission ist es, den verfolgten Christen beizustehen und das Land weiter zu christianisieren. Doch sie werden verhaftet. »Schweigen« ist eine Mediation über den wahren Kern des Glaubens, die Krise und die Erlösung. Ein stilles aber tiefes Buch.
Frohburg lesen (1) – Auftakt und Kern
Das erste in einer losen Reihe von kurzen Leseprotokollen zu »Frohburg«, dem Opus Magnum von Guntram Vesper. Auf eine »klassische Besprechung« verzichte ich und lade Sie stattdessen ein, mich auf meiner Lektüre durch diesen großen Heimatroman zu begleiten.
Die Angst gebiert Ungeheuer – Ein Novelle von Rui Zink
In seiner Novelle »Die Installation der Angst« entwirft der Portugiese Rui Zink eine perfides und bedrohliches Angstszenario. Ein perfekt inszenierte Kammerspiel, das mit aberwitzigen Dialogkaskaden glänzt und einer überraschenden Wendung aufwartet. Die Angst gebiert Ungeheuer.
Kapitalismus macht kaputt – Michel Hoeullebecq, Ökonom
Der Essay von Bernard Maris überzeugt nicht ganz. Entgegen seinem Versprechen entlarvt er weder die Mechanismen des Kapitalismus, noch belegt er die Poetik Houellebecqs als umfassend kapitalismus-apokalyptisch. Doch die Thesen Maris’ sind unterhaltsam und lesen sich locker weg.
Sonntag – Eine frühe Erzählung von Mario Vargas Llosa
»Sonntag« ist eine der frühesten Erzählungen von Mario Vargas Llosa. Der peruanische Schrifsteller und Literaturnobelpreisträger veröffentlichte sie 1957. Pünktlich zu seinem 80. Geburtstag präsentiert die Insel Bücherei eine bibliophile Neuausgabe. Thomas Brovot hat den Text neu übersetzt, Kat Menschik hat ihn illustriert.
Ostern – Schweifende Notate & Bilder
Einige lose Notizen zum Fest. Die Überlieferung von Ostern hält für alle Menschen, unabhängig davon ob streng religiös oder nicht, im Kern eine zutiefst tröstliche und allgemeine Botschaft bereit. Das Neue, die Zukunft, findet sich nicht bei den Toten, sondern im Leben.
Giftgrün und gallig – Der Höllenknirps Alper Kamu und der Alltag in der Türkei
Eigentlich führt Alper Kamu ein ganz gewöhnliches Leben in einem Istanbuler Stadtviertel, wären da nicht diese Verbrechen, über die er wie zufällig stolpert. Das Besondere: Alper ist ein vorlauter Vorschulknirps, der seine Mitmenschen genau beobachtet. Er ist nicht nur ein hochintelligenter Kriminalist, sondern auch ein begnadeter Psychologe.
Mehr Bücher ins Osternest – Ein Kaufbefehl zum Indiebookday 2016
Es gibt viele kleine tolle Verlage, die mit viel Herzblut und Leidenschaft schöne Bücher machen. Aber nicht immer finden die Bücher ihren Weg zu den Lesern. Der Indiebookday kann da für ein bisschen Aufmerksamkeit sorgen. Hier eine kleine, leicht verständliche Betriebsanleitung.
Buchmessesplitter – Das war Leipzig 2016
Nach der Messe ist vor der Messe. Leipzig liegt hinter mir, hinter uns. Die Gedanken und Wünsche fliegen bereits in Richtung Frankfurt zum kommenden Buchmesse-Klassentreffen. Doch erst einmal gilt es, sich zu sortieren, dutzende Seiten mit Notizen zu entziffern, Büchergaben zu sichten, Vorvorschauen zu rekapitulieren und Bilanz zu ziehen.
Das Lächeln der Statue – »Jules und Jim« von Henri-Pierre Roché
Natürlich! Der Film von François Truffaut, »Jules und Jim«, Oskar Werner und Henri Serre an der Seite der göttlichen Jeanne Moreau. »Jules und Jim« war 1953 der Debutroman von Henri-Pierre Roché, er war damals 74 Jahre alt. Truffaut traf Roché, ihm gefiel die Idee vom Film. Doch er verstarb 2 Jahre vor der Premiere. Nun ist sein Roman in Neuübersetzung neu zu entdecken.