Die »Ilias« von Homer in deutschen Versen – Ein Interview mit dem Übersetzer Kurt Steinmann
Die »Ilias« ist ein gewaltiges Schlachtengemälde in 15.500 Versen. Nun liegt das große Homer’sche Epos, einer der Urtexte der Weltliteratur, in einer neuen Versübertragung vor. Im Interview erläutert der Übersetzer und Philologe Kurt Steinmann seine Arbeit.
Martin L. und die kleinen Gespenster – Ein Traumgesicht zum 500. Reformationstag
Zum 500. Mal jährt sich Martin Luthers Thesenanschlag zu Wittenberg. Diesmal wird daran mit einem gesetzlichen Feiertag in ganz Deutschland erinnert. Ganz Deutschland? Nein, einige haben am Reformationstag nur Kürbisse im Kopf und Süßigkeiten. Dazu eine selbst gebastelte Geschichte.
merk=würdig (xiv) – Ein treuer Weggefährte ist still verschieden
In der losen Artikelreihe »merk=würdig« nehme ich heute Abschied von einem treuen Wegbegleiter, den »rowohlt monographien«. Der Verlag führt die verdienstvolle Reihe bereits seit geraumer Zeit nicht mehr fort, Restbestände alter Bände werden noch verkauft, doch irgendwann ist definitiv Schluss. Schade.
Von Ratten und Würmern. Oder: Wer viel liest, wird (auch) beschimpft
»Du Leseratte, du Bücherwurm!« Hand aufs Herz, alle die gerne und viel lesen haben das schon gehört. Waren wir oder sind wir darob beleidigt? Gelegentlich sollten Worte und Begriffe, die niedlich und nett klingen, aus der Nähe betrachtet werden. Ob’s hilfreich ist, zeigt sich am Ende. Oder auch nicht.
Ein Loblied auf den amerikanischen Traum – »Jack Engles Leben und Abenteuer« von Walt Whitman
Wer an sich glaubt, wer Recht und Gesetz achtet, Gottes Gebote befolgt und gute Freunde an seiner Seite hat, der kann es bis ganz nach oben schaffen. In »Jack Engles Leben und Abenteuer« feiert Walt Whitman die unverwüstliche Leitidee vom American Dream. Ein wiederentdeckter Roman.
Schweine und Salamander – »Die Hauptstadt« von Robert Menasse
Kaum einer kennt die Europäische Union so gut wie Robert Menasse. Mit »Die Hauptstadt« legt er einen der ersten Romane vor, die sich dieses politischen Themas annehmen. Er ist kämpferische Streitschrift und flammendes Plädoyer zugleich. Ein wichtiger Text zur Zeit.
merk=würdig (xiii) – Eine Ode an den Herbst von John Keats
In der losen Artikelreihe »merk=würdig« diesmal passend zum Herbstanfang eines der populärsten Gedichte der englischen Romantik. »To Autumn« von John Keats gilt vielen als makellos in Aufbau, Klang und Rhythmus.
Eine gewaltige Preußenphantasie – »Zeithain« von Michael Roes
Die Tragödie um Kronprinz Friedrich und seinem Freund Hans Hermann Katte gehört zu den tragenden Eckpfeilern des »Mythos Preußen«. Michael Roes erzählt sie in seinem opulenten Roman »Zeithain« aus der Sicht Kattes und als Hybrid aus historischer Recherche und psychologischer Studie.
Quick ‘n‘ dirty – Ein Kurzkommentar zur Shortlist 2017
Der »Deutsche Buchpreis« polarisiert. Alljährlich werden Long- und Shortlist ausgiebig diskutiert, angefeindet oder gelobt. Viele, berufen oder unberufen, äußern eine Meinung zur Suche nach dem »besten deutschsprachigen Roman«. Ich nun auch, schnell und schmutzig.
Im Gestein – »wir leben hier, seit wir geboren sind« von Andreas Moster
Ein Fremder kommt in ein Bergdorf und nichts ist mehr so, wie es bislang war. Dieser Debütroman ist ein veritabler Paukenschlag. »wir leben hier, seit wir geboren sind« entfaltet auf engstem Raum ein düsteres, archaisches Drama voller Gewalt, Kraft und Wucht.
Der weiße Lynchmob zieht durchs Land – »Underground Railroad« von Colson Whitehead
Der Roman erzählt die Odysse der Sklavin Cora, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einer Farm in Georgia flieht. Colson Whitehead verbindet Realismus mit Phantastik und Magie. Hier ist die Wahrheit ist immer mehr als die Summe historischer Fakten.
Wasser ist (Über)Lebensmittel – »Ein guter Mensch« von Jürgen Bauer
Politischer Thriller, Endzeitvision, kluger Kommentar zur europäischen Mentalität, Drama menschlicher Schwäche im Angesicht der Krise. »Ein guter Mensch« von Jürgen Bauer ist raffiniert konstruiert und klug geschrieben. Was passiert, wenn das Wasser knapp wird?
Eine Familienaufstellung – »Willkommen in Amerika« von Linda Boström Knausgård
Linda Boström Knausgård läßt ihre 11-jährige Icherzählerin Ellen eine komplexe Familienaufstellung durchspielen. Der kurze, intensive Monologroman entwickelt sich zu einem unsentimentalen Psychogramm, das die dunklen und hellen Momente eines jungen Lebens spiegelt.
Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch – Zur Ergonomie der Lesemaschine
Ein Buch ist mehr als nur ein Text. Ein Buch ist Gebrauchsgegenstand, Kulturgut und Kunstobjekt. Roland Reuß hat sich Gedanken gemacht über die Ergonomie des Buches. Was muss es besitzen und können, um uns als perfekte Lesemaschine zu dienen.
»Franz Kafka. Der ganze Prozess« – Das vollständige Manuskript liegt im Martin-Gropius-Bau aus
»Der Prozess« gilt als Hauptwerk Franz Kafkas. Leserinnen und Leser haben im Berliner Martin-Gropius-Bau derzeit die seltene Gelegenheit, das vollständige Originalmanuskript zu sehen und zu lesen. Der Blick auf die Handschrift ist wie ein Blick über die Schulter des Autors bei der Arbeit.
Helden auf dem Fußballacker – »Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten« von J. L. Carr
Nach dem Erfolg von »Ein Sommer auf dem Land«, schenkt uns Dumont einen weiteren heiter-besinnlichen Roman des Briten J. L. Carr. Diesmal geht es um Fußballplätze, den Triumph des Kleinen über die Großen und um die Vergänglichkeit des Ruhms.
Wer hat Angst vor »Ulysses«? – Eine Beschwichtigung zum Bloomsday 2017
Der »Ulysses« von James Joyce flößt vielen gehörige Angst ein, leider! Sie halten den Roman für eine literarische Prüfung und verzagen. Das ist ein Fehler, denn »Ulysses« stellt ein spannendes Leseabenteuer dar, das wie alle Abenteuer ganz simpel mit einem ersten Schritt beginnt.
Ein Lob auf die Unvernunft der Kunst – »Kassel: eine Fiktion« von Enrique Vila-Matas
Mit »Kassel: eine Fiktion« kommentiert Enrique Vila-Matas die documenta (13), die Kunst an sich und die Stellung der Literatur. Der Roman ist geistreiche Sinnestäuschung und Plädoyer für die Kraft und Unvernunft der Kunst in Zeiten technokratischer Zahlenlogik.
Sie kommen und sie holen dich – »Truggestalten« von Rudolph Herzog
Berlin leuchtet, aber im Schatten lauern die Gespenster der Vergangenheit. Mit seinen »Truggestalten« belebt der Filmemacher und Sachbuchautor Rudolph Herzog das Genre der Schauergeschichten. Ein gelungenes literarisches Debüt.
Joyce, Poe, May, Schmidt – Private Erinnerungen an Hans Wollschläger
Vor 10 Jahren, am 19. Mai. 2007, verstarb Hans Wollschläger. Aus diesem Anlass Erinnerungen an persönliche Begegnungen und Gespräche mit dem Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker. Außerdem: gemeinsame Kreise rund um Joyce, Poe, May und Schmidt.
Rebhühner auseinandernehmen – »Glanz und Schatten« von Michael Fehr
In »Glanz und Schatten« führt Michael Fehr Wortartistik mit Bluesmusik zusammen. Seine verrätselten Metamorphosen und Miniaturen kommen ohne Satzzeichen und mitunter ohne tiefere Bedeutung daher. Sie tauchen ab in Grauzonen der Realität.